Engagierte Jugend: Daniel und Torben wollen nicht den Standardweg gehen

Daniel (links) und Torben entwickeln Apps für die junge Lebenswelt. (Bildnachweis: VMPROVE)

Daniel (links) und Torben entwickeln Apps für die junge Lebenswelt. (Bildnachweis: VMPROVE)

Dass die Jugend von heute die Gesellschaft nicht nur durch soziales und politisches, sondern auch durch wirtschaftliches Engagement beeinflusst, zeigen Daniel Michailidis und Torben Weiß. Sie kommen aus Berlin und haben ihr eigenes Unternehmen gegründet. Das ist erst einmal nichts Besonderes. Doch Torben ist 19 Jahre alt und hat gerade erst sein Abitur gemacht und Daniel, tja, der ist erst 17 und drückt noch die Schulbank. Trotzdem: In ihrem Unternehmen VMPROVE wollen die Jungs Projekte entwickeln, die das Leben bereichern. „Wir wollen für jeden so viel wie möglich aus dem Leben heraus holen“, erklärt Daniel. Mit „für jeden“ sind vor allem Gleichaltrige gemeint, also die Generation Y und Generation Z, die den beiden Gründern zufolge besondere Bedürfnisse an effizienten Apps und Diensten haben.

VMPROVE: „V“ steht übrigens für „la vie“ (franz. für „das Leben“), „MPROVE“ steht für „improve“ (engl. für „sich verbessern“), also: das Leben verbessern

Das erste große Projekt der Geschäftspartner trägt den Arbeitstitel „Lifecube“. Dahinter verbirgt sich ein intelligenter Kalender, der in einer Cloud alle Termine einer Person sowie für den jeweiligen Termin benötigte Dokumente (z.B. den Essay für die Besprechung mit dem Lehrer oder das Ticket für das Konzert am Wochenende) sammelt und zusammenführt. „Die Idee ist aus unseren eigenen Bedürfnissen heraus entstanden“, erinnert sich Daniel, „neben der Schule gibt es noch so viel anderes – zum Beispiel Vereine, Arzttermine, Fahrschule. Das war aber nicht in einem Kalender vereinbar, also habe ich oft den Überblick verloren und Termine verpasst. Das ging Torben auch so und vielen unserer Freunde.“ Also entwickelten die Jungs ein Konzept. Das liegt jetzt bei einem Programmierer. Bezahlt haben die Gründer das aus eigener Tasche, Ersparnisse aus Ferienjobs gingen dafür drauf. Aber Daniel und Torben sind sich sicher, dass es eine gute Investition ist: „Die Organisation von Terminen ist für junge Menschen sehr umständlich.“

Ein anderes Projekt: elge-online.de übernimmt die Organisationen von Terminen an Elternsprechtagen. Zwei Berliner Schulen sind schon an Bord.

Doch wie geht das überhaupt, in so jungen Jahren und neben der Schule ein Unternehmen zu gründen?

Daniel: Natürlich ist es schwierig, die Balance zu finden. Ich muss mich immer wieder fragen, wie viel Zeit ich mir für das Projekt wirklich nehmen kann und wie wichtig mir hingegen mein Notendurchschnitt ist. Aber es macht mir einfach sehr viel Spaß.

Weil Daniel noch minderjährig ist, führt Torben VMPROVE aktuell als Einzelunternehmen. Später wollen die Jungs eine GmbH gründen. Dafür brauchen sie allerdings 25 000 Euro Startkapital, die es bei Investoren aufzutreiben gilt. Doch das Gründerteam ist schon jetzt gut vernetzt, nicht zuletzt durch ihr Engagement bei der Initiative StartupTeens.

Torben: Wir haben bisher durchweg positives Feedback bekommen, viele sind begeistert, dass wir in unserem Alter unsere Ideen auch wirklich umsetzen. Natürlich spielt auch das Auftreten eine große Rolle. Wir wissen was wir tun, und das merkt man.

Daniel: Unsere Generation ist ein riesiger Markt und wir kommen direkt aus der Zielgruppe. Viele Ältere wollen von der jungen Lebenswelt nichts wissen, also nehmen wir das in die Hand. Es ist wichtig zu hinterfragen und nicht alles hinzunehmen.

Gibt es in eurem Bekanntenkreis noch weitere Gründer?

Daniel: Torbens Vater natürlich. Er hat ein IT-Unternehmen gegründet. Aber unter Gleichaltrigen beobachten wir leider, dass zwar viele einen Grundwillen haben, das eigene Ding durchzuziehen, aber dann doch selten Verantwortung übernehmen wollen. Seit wir gegründet haben, kommen in der Schule viele auf uns zu und erzählen uns ihre Ideen. Aber daran, sie umzusetzen, einfach mal zu machen, scheitert es.

Woran liegt das?

Daniel: Ich denke, es liegt daran, dass in der Schule das Grundprinzip gilt: Falsch ist gleich schlecht. Deshalb haben viele junge Menschen Angst, mit ihrer Idee zu scheitern. Erst im Startup lernt man, dass aus falschen Wegen neue entstehen.

Fehlt der Schule die Nähe zur Realität?

Torben: Es fängt ja schon mit Marktpolitik an. Da fehlt den meisten einfach der Überblick. Würde das Fach Wirtschaft mehr Platz im Lehrplan einnehmen, würde wahrscheinlich die Angst vor Unternehmen sinken.

Daniel: Man könnte Schüler viel mehr fördern, indem man sie eigene Projekte oder sogar eigene Produkte entwickeln lässt. Zum Beispiel in Form von Facharbeiten.

Das Bildungssystem bereitet also nicht ausreichend auf die Berufspraxis vor?

Torben: Man wird nicht wirklich aufs Leben nach der Schule vorbereitet. Vielen fehlt nach dem Abschluss der rote Faden.

Daniel: Schon während der Schulzeit wird vielen durch Leistungsdruck und vorgegebene Wege der Antrieb genommen. Dabei sollte man doch lernen, weil es Spaß macht und nicht, weil man einen bestimmten Schnitt erreichen muss.

Was könnten die Schulen besser machen?

Torben: Zum Beispiel den Umfang der Schülerberatungen überdenken. Von allen Wegen, die möglich sind, werden nur zwei aufgezeigt: Berufsausbildung und Studium.

Daniel: Es wird unserer Generation ja immer vorgeworfen, wir seien so individuell. Aber statt darauf einzugehen, zwingt man uns nur den Standardweg auf. Es ist nicht nur die Aufgabe von Schulen, Wissen zu vermitteln, sondern auch auf eine differenzierte Welt vorzubereiten.

Sobald Daniel das Abi in der Tasche hat, wollen die beiden Gründer zusammen ein Wirtschaftsstudium beginnen. Für das gemeinsame Unternehmen ist es egal, in welcher Stadt sie sich niederlassen, denn: „Heutzutage braucht man kein Büro mehr.“