"Die Wenigsten werden Mitglied einer Gewerkschaft, nur weil es die Gewerkschaft ist"

„Die Wenigsten werden Mitglied einer Gewerkschaft, nur weil es die Gewerkschaft ist“

Die Bundesjugendsekretärin des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) erklärt, wie die Jugend in der Gewerkschaft die Arbeitswelt von morgen mitgestaltet.

Dass sich die Arbeitswelt verändert, bekommen auch die Gewerkschaften zu spüren. „Beispielsweise studieren immer mehr junge Menschen, statt eine Berufsausbildung zu machen“, weiß Manuela Conte, Jahrgang 1982. „Deshalb versuchen wir vermehrt, uns auf dem Campus bekannt zu machen. Nur in die Betriebe zu gehen reicht heute nicht aus.“ Als Bundesjugendsekretärin des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) koordiniert Manuela die Arbeit der Jugendorganisationen aller acht Mitgliedsgewerkschaften. Bis man 27 ist, kann man Teil der DGB-Jugend sein, insgesamt hat diese nach eigenen Angaben aktuell etwa 500.000 Mitglieder. (Der gesamte DGB hatte 2017 5995 437 Mitglieder.)

„Das Leben der jungen Leute hat sich verändert“, sagt Manuela. „Unsere Leben sind schneller geworden, der Leistungsdruck höher. Man hat weniger Zeit – da müssen sich auch die Formen des Engagements anpassen. Die wenigsten werden Mitglied in der Gewerkschaft einfach nur, weil es die Gewerkschaft ist. Es geht um bestimmte Themen, die jungen Leuten am Herzen liegen. Wir müssen ermöglichen, dass man sich dafür spezifisch engagieren kann. Diese Impulse geben wir als Jugend dann in den gesamten DGB hinein.“

Knowing Why: Was war dein erster Kontakt mit der Gewerkschaft?

Manuela Conte: Für meine Ausbildung bei der Bahn bin ich vom Land in die Stadt gezogen. Bei der Arbeit hat mir der Betriebsrat erklärt, was die Gewerkschaft macht. Um mich mit anderen Auszubildenden auszutauschen, bin ich zu einem Treffen. Die Gemeinschaft dort war ein tolles Netzwerk, das mich aufgefangen hat, als ich neu war.

Was magst du an deiner Arbeit als Bundesjugendsekretärin am meisten?

Die verschiedenen Gruppen, mit denen ich zusammenarbeite. Manchmal verbringe ich den ganzen Tag in Konferenzsälen und diskutiere mit PolitkerInnen, und abends sitze ich dann mit unseren Ehrenamtlichen auf dem Boden und plane neue Aktionen.

Was ist das größte Problem junger ArbeitnehmerInnen in Deutschland?

Die fehlende Sicherheit. Von jungen Leuten wird sehr viel Flexibilität verlangt. Durch Befristungen hangeln sich viele von einem Job zum nächsten.

Wie wird die Jugend beim DGB wahrgenommen?

Wir probieren viel Neues aus – andere Kommunikationswege, Prozesse und Beteiligungsformate. Da schaut die Gesamtorganisation auf jeden Fall hin. Und oft werden unsere Ideen übernommen. Zum Beispiel das Format des Live-Politik-Talks, das wir vor der Bundestagswahl entwickelt haben. Das kam so gut an, dass es übernommen wurde.

Auszug aus „Macht Platz!“, erschienen im Campus Verlag. Mehr zum Thema Jugend in der Gewerkschaft im Buch.