#diesejungenleute

Mit seinem Nein zur Groko machte er Schlagzeilen, doch inzwischen hat Kevin Kühnert, Chef der Jusos, den Fokus auf ein weiteres politisches Thema gelenkt: Junge Menschen werden in der Politik nicht ernst genommen.

Begonnen hat die Debatte nach einem Interview, das Kevin Kühnert dem Privatsender RTL gab. Die Moderatorin kommt irgendwann ab vom politischen Inhalt des Gesprächs und fragt den 28-Jährigen, ob er eigentlich in einer WG wohne, wie bei Studenten so üblich. Kevin Kühnert war wenig begeistert, reagierte bei Twitter aber souverän:

 

 

Doch damit nicht genug. In der Talkshow von Maybrit Illner reden die Talkgäste über Kühnert, als wäre er nicht da, nennen ihn „diesen jungen Mann“. Das respektlose Verhalten älterer gegenüber jüngeren Politikern – kein Einzelfall. Unter dem Hashtag #diesejungenleute berichten nun Viele von ihren Erfahrungen.

 

 

Zu viele Alte in den Chefsesseln, und eine Jugend, die nicht ernst genommen wird. „War das nicht schon immer so?“ fragte mich am Donnerstag ein Babyboomer verständnislos. Das mag schon sein, aber ist es deswegen in Ordnung? Hinzu kommt, dass sich für die Jungen die Lage verschlechtert hat: Die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer-Generation und die erhöhte Lebenserwartung in Deutschland führen dazu, dass es deutlich mehr alte als junge Menschen gibt. Da allein alle unter 18-Jährigen zudem nicht wählen dürfen, sind nicht einmal 20%  der Wahlberechtigten unter 30 – während allein die über 70-Jährigen schon 20,7% der Wahlberechtigten stellen. Die Jungen haben keine Lobby, die Alten schon. Deshalb ist es heute noch schlimmer, wenn Jungen die Mitgestaltung der Politik verwehrt wird, sie einfach nicht ernst genommen werden.

Selbst schuld, ist häufig die Reaktion der Älteren. Sollen die Jungen doch erst mal Erfahrungen sammeln, lauter schreien – und wählen gehen. So twitterte der Journalist Robert Roßmann:

 

Ist die niedrige Wahlbeteiligung der Jungen schuld daran, dass sie nicht ernst genommen werden? Nein. Erstens: Selbst wenn alle Jungen zur Wahl gehen würden, wären sie – siehe oben – noch immer eine viel kleinere Gruppe, als die Alten. Zweitens: Die niedrige Wahlbeteiligung ist möglicherweise die Konsequenz aus der Ignoranz, mit der die Jungen in der Politik behandelt werden. Die Themen, die für viele junge Menschen wichtig sind, stehen nicht auf der Agenda, die Parteien schaffen es nicht mehr, junge Wähler anzusprechen. Drittens: Nur weil jemand nicht wählen geht, heißt das nicht, dass für ihn keine Politik gemacht werden soll. Das würde sonst bedeuten, dass nie Politik für Kinder gemacht wird – denn die dürfen bisher nicht wählen.

Wie also weiter?

Wünschenswert wäre natürlich, wenn junge Leute sowohl in der Politik, als auch in der Wirtschaft und Gesellschaft ernst genommen werden würden. Um Ältere zu mehr Respekt vor der Jugend zu bewegen, könnte man den Meinungen der jungen Leute mehr Gewicht verleihen: Indem man Parteien mit einer Jugendquote zwingt, einen gewissen Anteil ihrer Listenplätze an junge PolitikerInnen zu vergeben. Indem man auch unter 18-Jährigen die Möglichkeit gibt zu wählen. Ein Anfang wäre es auch schon, wenn Medien und Öffentlichkeit damit aufhören würden so zu tun, als wären auch um die 40-Jährige noch politischer Nachwuchs – und als müsste man sich den Namen eines Politikers erst merken, wenn er mindestens Ende 30 ist.