Zukunft wählen
Am Sonntag ist Bundestagswahl. Ich schreibe das noch einmal, weil es gut möglich ist, dass es einige doch irgendwie verpasst haben. Am Verhältnis zwischen Union und SPD hat sich nichts verändert, die politischen Talkshows sind wie immer dominiert von den alten Generationen und gerade die Jungen merken, dass Themen, die ihre Zukunft betreffen, in der politischen Debatte wieder nicht statt finden. Spätestens beim Kanzlerduell war klar: Ob Merkel oder Schulz – der Ausverkauf der Zukunft wird auch in den nächsten Jahren weitergehen, denn nachhaltige Politik ist kein Thema.
Trotzdem lassen sich die Spitzenkandidaten aller großen Partei nicht lange bitten, bei coolen, jungen Formaten mitzumachen. Betont lässig sitzen sie dann neben YouTubern, vor Greenscreens oder nippen an ihrem Bier, während sie davon erzählen, wie es war, als sie selbst jung waren. Meist ist das lange her. Und das Bemühen, für einige Minuten hip und jung zu wirken, hilft leider nicht.
Der Hamburger Zukunftsforscher Horst Opaschowski warnt schon jetzt davor, dass sich viele Jugendliche von der Politik ausgegrenzt fühlen. Kein Wunder, denn Themen, die junge und nachfolgende Generationen benachteiligen, dominieren die Debatte. Für Buzzfeed Deutschland habe ich die Wahlprogramme nach generationenengerechten Vorschläge durchsucht. Das Ergebnis ist ernüchternd.
Führende Wissenschaftler, wie Manfred Schellnhuber, sehen die Lösung nur noch darin, Generationengerechtigkeit im Grundgesetz zu verankern. Ihre konkreten Forderungen haben sie in einem Generationen-Manifest zusammengefasst.
Vielleicht würde sich aber schon einiges ändern, wenn es mehr junge Abgeordnete im Bundestag gäbe. Aktuell sind nur 34 von 630 Abgeordneten zwischen 30 und 36, kein Abgeordneter ist jünger als 30. Warum es so wenige sind, versucht Jan Koch für das ARD Morgenmagazin herauszufinden. Dass junge Menschen durchaus Kluges beizutragen haben, zeigt der Beitrag des jungen Krankenpflege-Azubis Alexander Jorde in der Wahlarena. Über seine Kritik an Angela Merkel wurde in der Öffentlichkeit noch tagelang diskutiert. Warum also nicht öfter mal bei den Jungen nachfragen?
Die beste Wahlempfehlung kommt daher wohl vom Spiegel Online Kolumnisten Sascha Lobo: „Wählen Sie diesmal nicht nach Ihrem gewohnten parteipolitischen Schema. Wählen Sie nicht konservativ oder links, sondern jung. Schauen Sie sich an, welche ernst zu nehmende, nicht extremistische Partei die oder den jüngsten Kandidaten in Ihrem Wahlkreis aufgestellt hat. Machen Sie dort Ihr Kreuz.“ In diesem Sinne: ein schönes Wahlwochenende.